Page 44 - Gesamtprogramm_2016
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Ferruccio Busoni
(1866 – 1924)

„Ein schwacher Mensch, doch ein zäher Kämpfer, von Zweifeln hin und her

gehetzt; im Denken ein Meister, ein Sklave der Triebe, allen Dingen auf den

Grund gehend, doch keine Antwort findend.“
(Busoni über Busoni)

Akzente „Zum großen Künstler gehört ferner eine ungewöhnliche Intelligenz, Kultur,
eine umfassende Erziehung in allen musikalischen und literarischen Dingen

und in den Fragen des menschlichen Daseins. Auch Charakter muss der
Künstler haben. Fehlt eines von diesen Erfordernissen, so wird die Lücke in

jeder Phrase offenbar, die er vorträgt. Dann kommt noch Gefühl, Tempe-
rament, Phantasie, Poesie und schließlich jener persönliche Magnetismus
hinzu, der einen manchmal instand setzt, viertausend fremde, durch Zufall
zusammengebrachte Menschen in einen und denselben Seelenzustand zu

versetzen.“
(Ferruccio Busoni)

„Was ich endgültig darüber denke, ist: Jede Notation ist schon Transkription
eines abstrakten Einfalls. Mit dem Augenblick, da die Feder sich seiner be-

mächtigt, verliert der Gedanke seine Originalgestalt. Die Absicht den Einfall
aufzuschreiben bedingt schon die Wahl von Taktart und Tonart.“
(Ferruccio Busoni)

„Als ich Busoni zum ersten Mal begegnet, stand er im Alter von achtund-
dreißig Jahren: ein Mann von erstaunlicher Schönheit, sehr gepflegt, sehr
verwöhnt, emporgehoben durch den Beifall der Welt… voller Kraft, voller

Nerv, voller Intensität, voller geistiger Leidenschaft.“
(Jakob Wassermann, 1925)

Ferruccio Busoni „Sein Auftreten interessierte vor
allem die Damen, die offenbar

Gefallen fanden an seinem Naza-
renergesicht, dem lang flutenden
Haar, den begeisterten Augen, die

ihm sofort den Namen ‚Lohen-
grin mit der weißen Krawatte‘

eintrugen.“
(aus einer Mailänder Kritik)

„ …geistiger Europäer der

Zukunft.“
(Kurt Weill, Schüler Busonis)

42 Klavier-Festival Ruhr 2016
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