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Piano Figures ist eine Sammlung von zehn konzentrierten Klavierminiaturen mit einer Spieldauer von knapp 15 Minuten. Der britische Komponist George Benjamin hat die meisten Stücke so gestaltet, dass sie von einer Kinderhand gespielt werden können. In Kurzfilmen werden die verschiedenen Sätze von George Benjamin vorgestellt und von Pierre-Laurent Aimard gespielt.
I. Spell
II. Knots
III. In the Mirror
IV. Interruption
V. Song
VI. Hammers
VII. Alone
VIII. Mosaic
IX. Around the Corner
X. Whirling
Im April 2004 fand der französische Pianist Pierre-Laurent Aimard eine unerwartete Sendung in seinem Briefkasten. Es handelte sich um eine „kleine Überraschung“ seines langjährigen Freundes, des britischen Komponisten und Dirigenten George Benjamin. Benjamin und Aimard hatten sich in den 1970er Jahren in Frankreich kennengelernt. Die äußerst begabten jungen Musiker studierten damals bei Olivier Messiaen und seiner Frau Yvonne Loriod am Pariser Konservatorium und wurden bald enge Freunde. Später, als beide bereits international bekannt geworden waren, intensivierte sich ihre Beziehung noch: Benjamin komponierte für Aimard und Aimard spielte Benjamin.
Piano Figures ist eine Sammlung von zehn konzentrierten Klavierminiaturen mit einer Spieldauer von knapp 15 Minuten. Jedes der Stücke ist mit einem sprechenden Titel versehen – zum Beispiel I. Spell („Zauberspruch“), II. Knots („Knoten“) oder III. In the Mirror („Im Spiegel“) – und kann im Prinzip von einer Kinderhand gespielt werden. Benjamin hat das Werk ursprünglich für seine Neffen und Nichten Sam, Rosie, Max und Francesca geschrieben und diesen auch gewidmet. So lag es auf der Hand, an der Uraufführung der Klaviersammlung in der Philharmonie Luxemburg junge Pianisten zu beteiligen. Am 18. Mai 2007 erklangen Benjamins Piano Figures gleich zweimal: In einem Klavierabend von Pierre-Laurent Aimard sowie in einer Voraufführung mit Klavierschülern, die das Werk gemeinsam mit dem französischen Pianisten einstudiert hatten.
George Benjamin ist nach eigener Auskunft ein Komponist, dessen Schaffensprozess in der Regel sehr langsam verläuft. So war er selbst überrascht, dass es ihm gelang, die erste Fassung der Piano Figures in nicht einmal drei Monaten zu vollenden.
Den verschiedenen Stücken der Piano Figures liegt jeweils eine spezifische kompositorische Aufgabe zugrunde. Dem Komponisten ging es dabei darum, für die einzelnen Miniaturen klare kompositorische Regeln festzulegen, diese allerdings zugleich zu unterminieren. Durch dieses faszinierende Wechselspiel von Regelgebundenheit und Regelverletzung wird die Musik belebt und ein Raum für Überraschung und Spontanität geschaffen. Ein gutes Beispiel für dieses Vorgehen liefert das erste Stück, Spell. Hier lautet die zugrunde liegende Regel: Die Begleitung in der rechten Hand bewegt sich ausschließlich in Septimen auf weißen Tasten, wobei keine Sprünge, sondern nur schrittweise Verbindungen zugelassen sind. Die linke Hand spielt dazu eine frei schwebende Melodie, die diatonisch beginnt und im Laufe des Stücks immer chromatischer wird. Diese scheinbar einfache Aufgabenstellung ist in der kompositorischen Praxis allerdings gar nicht so einfach zu bewerkstelligen: Die strenge Regel fordert nämlich ein hohes Maß an schöpferischer Phantasie und harmonischem Wissen, um zu einem Resultat zu kommen, das nicht akademisch klingt, sondern künstlerisch zu überzeugen vermag.
Die Klaviersammlung Piano Figures bildet die Grundlage für George Benjamins Orchesterwerk Dance Figures (2004). So basieren sieben der insgesamt neun choreographischen Skizzen auf Sätzen aus den Piano Figures, die vom Komponisten orchestriert und dabei zum Teil substantiell erweitert wurden.
George Benjamin wurde 1960 geboren und begann bereits im Alter von sieben Jahren mit dem Klavierspiel und dem Komponieren erster kleinerer Stücke. Ab 1976 studierte er am Paris Conservatoire Komposition bei Olivier Messiaen und Klavier bei Yvonne Loriod. Anschließend setzte er sein Studium am King’s College Cambridge bei Alexander Goehr fort.
Sein erstes Orchesterwerk Ringed by the Flat Horizon wurde im Rahmen der BBC Proms aufgeführt, als Benjamin gerade 20 Jahre alt war und in den kommenden Jahren mehrfach von großen internationalen Orchestern gespielt. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des IRCAM 1987 wurde Benjamin mit der Komposition von Antara beauftragt, 1995 dirigierte er im Rahmen der 75. Salzburger Festspiele seine Komposition Three Inventions for Chamber Orchestra.
2002 ehrte ihn das Barbican Center mit einer Retrospektive, in deren Rahmen Benjamins Palimpsests vom London Symphony Orchestra unter der Leitung von Pierre Boulez und Shadowlines von Pierre-Laurent Aimard uraufgeführt wurden. In den letzten Jahren stellten zahlreiche weitere Retrospektiven Benjamins Werk in den Mittelpunkt, unter anderem 2003 in Brüssel (Ars Musica) und Tokyo (Tokyo Opera City), 2004/05 in Berlin (DSO), 2005 in Straßburg (Musica Festival) und Madrid (Orquesta Nacional de España) und 2008 in Luzern.
2006 wurde im Rahmen des Festival d’Automne in Paris sein erstes Opernwerk Into the Little Hill, eine Zusammenarbeit mit dem englischen Dramatiker Martin Crimp, uraufgeführt. Das Werk war ein großer Erfolg, wurde in Amerika und Europa mehrfach aufgeführt, u.a. am Royal Opera House in London, und erhielt 2008 den Royal Philharmonic Society’s Award. Aktuell arbeitet Benjamin erneut mit Martin Crimp an einer weiteren Oper, die im Juli 2012 beim Festival Aix en Provence uraufgeführt werden wird.
George Benjamin dirigiert regelmäßig die großen Orchester, darunter das London Sinfonietta, Ensemble Modern, Ensemble Intercontemporain, London Symphony Orchestra, Philharmonia, das Concertgebouw Orkest und die Berliner Philharmoniker. Er hat zahlreiche Welturaufführungen dirigiert, u.a. von Wolfgang Rihm, Unsuk Chin und György Ligeti. 2010 war er Composer in Residence beim Ojaj Festival und Aldeburgh Festival.
Benjamin ist Mitbegründer des Southbank Meltdown Festival und war Künstlerischer Berater der BBC Retrospektive über Musik des 20. Jahrhunderts, Sounding the Century. Er ist Mitglied des Ordre des Arts et Lettres und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste sowie Ehrendoktor an der Guildhall School, der Royal Academy und des Royal College of Music. Das Deutsche Sinfonie-Orchester zeichnete Benjamin mit dem erstmals vergebenen Schönberg Kompositionspreis aus. Benjamin lebt in London und hat seit 2001 die Henry Purcell Professur für Komposition am King’s College in London inne.
George Benjamins Werke erscheinen bei FaberMusic, Aufnahmen seiner Kompositionen sind erhältlich über Nimbus Records.
(Stand: 2011)
Der französische Pianist Pierre-Laurent Aimard wurde 1957 geboren und erhielt seine Ausbildung an den Konservatorien in Lyon und Paris sowie an der Musikhochschule in Köln. Im Alter von zwölf Jahren begegnete er Olivier Messiaen und wurde in kurzer Zeit zum berufenen Interpreten seiner Werke. Bereits im Alter von 15 Jahren begann mit der Verleihung des renommierten Messiaen-Preises seine einzigartige Karriere.
Seitdem ist Aimard weltweit mit internationalen Spitzenensembles aufgetreten und arbeitete dabei mit Dirigenten wie Kent Nagano, Giuseppe Sinopoli, Pierre Boulez, Christoph von Dohnányi, Christoph Eschenbach, Nikolaus Harnoncourt und Sir Simon Rattle zusammen. Einladungen führen ihn regelmäßig in die berühmtesten Konzertsäle der Welt und zu allen bedeutenden Festivals, darunter auch regelmäßig das Klavier-Festival Ruhr.
Längst gehört der Franzose „zu den brillantesten und individuellsten Pianisten der Gegenwart“ (Boston Globe) und gilt als einer der führenden Interpreten zeitgenössischer Musik. Sein Engagement auf diesem Gebiet brachte ihn mit bekannten Komponisten wie Karlheinz Stockhausen, György Ligeti und György Kurtág zusammen, aber er fördert auch Nachwuchskomponisten wie George Benjamin und Marco Stroppa durch die Aufführung ihrer Werke. Gleichzeitig bleibt Aimard dem „Standardrepertoire“ treu und widmet sich intensiv der Interpretation klassischer und romantischer Klavierwerke. Seine vielfältigen CD-Einspielungen, die aufgrund ihres hohen künstlerischen Niveaus mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden, widmen sich der Musik Mozarts und Beethovens ebenso wie den Kompositionen Ligetis und Weberns.
Aimard ist Professor an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln sowie am Pariser Conservatoire; Vorträge und Meisterklassen in der ganzen Welt runden seine pädagogische Arbeit ab.
Dem Klavier-Festival Ruhr ist der Preisträger des Jahres 2003 seit vielen Jahren eng verbunden. Er ist hier nicht nur regelmäßig mit Recitals zu hören, sondern engagiert sich auch intensiv im Education-Programm des Festivals, wie z.B. bei der Uraufführung der Auftragskompositionen des Klavier-Festivals Ruhr zur Vermittlung zeitgenössischer Musik, dem „Piano Album“.
(Stand: 2011)
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