Bruce Lius Name erinnert nicht zufällig an eine gewisse Kung-Fu-Legende: “Als ich 15 Jahre alt war, wurde mir die Ähnlichkeit mit Bruce Lee nachgesagt.” Sein chinesischer Geburtsname Liú Xiǎoyǔ sei zu kompliziert gewesen in der heutigen Heimat Montréal – daher beschloss er im Jahr 2020, sich fortan “Bruce” zu nennen.

Schweißtreibende Kämpfe rang er schließlich auch am Klavier aus, etwa 2021, als er im Alter von 24 Jahren den 1. Preis beim Warschauer Chopin Wettbewerb gewann und damit eine Weltkarriere startete. Bruce Liu glaubt, dass er die Jury durch seine unkonventionelle Spielart überzeugte: “Alle stellen sich Chopin vor wie einen Melancholiker, mit schlechter Gesundheit, voller Kummer und Heimweh. In Wahrheit war er jedoch ein Partylöwe!” Wenn Bruce Liu am Klavier eine solche Party startet, klingt das nicht nach hemmungslosem Hedonismus, sondern nach Salonkultur im besten Sinne. Kristalline Koloraturen glitzern über einem Bass-Fundament wie aus Marmor, er spielt fast durchweg ohne Pedal, formt jeden Ton in filigraner Detailverliebtheit. Technisch ist das beeindruckend, doch wahre Faszination weckt die unglaubliche Wandlungsfähigkeit – in Farben, Artikulation, Ausdruck und Emotion.

Diese kreative Fülle sei nicht zuletzt inspiriert durch seine vielfältigen Hobbys, sagt Bruce Liu. Er liebt nicht nur Kartfahren, sondern auch Kochen und Schnellschach, er geht fast täglich schwimmen, interessiert sich für Kino, Jazz und Geschichte. “Die Balance zwischen allen Leidenschaften hält mich lebendig.” Nicht nur ihn, sondern auch sein Spiel, möchte man ergänzen – und freut sich schon darauf, im Publikum gebannt seinen musikalischen Abenteuerfahrten zu folgen.

Thilo Braun