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Youngsters auf Zollern

Sie alle begannen ihre Karrieren schon sehr früh. Heute spielen sie mit Spitzenorchestern, konzertieren an denkwürdigen Orten und haben hochkarätige Wettbewerbe gewonnen. Das Geheimnis dieser ungemein erfolgreichen Youngsters liegt allerdings nicht in ihren Gemeinsamkeiten, sondern in den Unterschieden. Denn als Künstlerpersönlichkeit sticht jede und jeder einzelne von ihnen unverkennbar aus der Masse an Nachwuchstalenten heraus.

Dabei zeigt sich ihre Originalität teils, wo man sie nicht erwarten würde – etwa in einer Gesamtaufnahme aller Mozart-Klaviersonaten. Selbst etablierte Solisten drohen in der Flut an Referenzeinspielungen unterzugehen. Dem japanischen Pianisten Mao Fujita ist es hingegen gelungen, sogar Meister wie seinen Lehrer Kirill Gerstein oder Christoph Eschenbach in Staunen zu versetzen. „Er spielt Mozart nicht nur“, urteilte Dirigent und Pianist Eschenbach, „er bringt ihn zum Leuchten!“. Glockenhelles Lachen, flirrende Präsenz und geheimnisvolle Tiefe: Mao Fujitas Charakter geht eine perfekte Symbiose ein mit der Musik, die er spielt. Für Fujita scheinen Mozarts Sonaten ein vertrauter, geradezu intimer Raum zu sein. Fujitas Spiel besitzt zugleich eine Frische, die einer spontanen Improvisation gleicht – und das gilt nicht nur für Mozart, sondern für jedes Repertoire, das er interpretiert.

Roman Borisovs Spiel dagegen strahlt eine hochkonzentrierte Strenge aus. Seine Freunde, so erzählt er, necken ihn, da er stets kritisch dreinschaut, sobald Musik erklingt: „In Wahrheit bin ich nur fokussiert und nicht so streng wie ich aussehe“, sagt Borisov, und grinst dabei schelmisch… Mit ebenso konzentrierter Hingabe widmet er sich auch anderen Künsten – Literatur, bildender Kunst oder Theater. Vielleicht sind diese breitgefächerten Interessen ein Erbe seiner Lehrerin Mary Lebenzon am Novosibirsker Konservatorium, die ihre umfassende Bildung an die Schüler weitergab: „Es wirkte, als hätte sie alle Komponisten persönlich gekannt“, erinnert sich Borisov. In seinem so farbenreichen wie dramatischen Spiel erzählt er heute die Geschichten fort.

Unersättlichen Bildungshunger besitzt auch Marie-Ange Nguci, deren Klavierspiel nur eine von vielen Beschäftigungen mit dem Kosmos Musik ist. Sie ist Doktorandin an der Pariser Sorbonne-Universität, hat einen Master in Musikpädagogik abgeschlossen und in Wien ein Jahr lang Orchesterleitung studiert. Als prägend bezeichnet sie ihre Kindheit in Albanien kurz nach dem Bürgerkrieg: „Die Künste und insbesondere Musik waren ein wichtiger Weg, um sich von den Lasten und Sorgen des Alltags zu befreien.“ So zeigt sich auch in ihren Programmen der Wille, Musik in zeit- und raumübergreifender Dimension zu ergründen, sei es durch mystische Klangsuche bei Skrjabin oder durch die Werke Kapustins, die Ost und West ebenso vereinen wie Klassik und Jazz.

Der Georgier Nicolas Namoradze ist ebenfalls ein Forschergeist, doch er verknüpft Musik mit einer zweiten Leidenschaft: der Neurowissenschaft. Im Postgraduiertenstudium am Londoner King’s Cross College erforschte er Auswirkungen mentaler Übungen auf die musikalische Leistung. Außerdem ist er Meditationslehrer und glaubt fest daran, dass ein achtsameres Leben auch die musikalische Qualität verbessern kann: „Achtsamkeit ist Bewusstsein. Ohne diese Fähigkeit gehen wir schlafwandlerisch durchs Leben“, sagt er. Sein Ziel ist der Zustand einer entspannten wie fokussierten Wachsamkeit – und die wünscht er auch seinem Publikum, das er mit Meditationsübungen durch sein Konzertprogramm führt: „Es gibt nichts zu tun. Sie müssen sich nicht anstrengen. Sie müssen nur zulassen, dass die Musik den offenen Raum Ihrer Wahrnehmung füllt.“

Thilo Braun

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